Liebe Leserin, Lieber Leser,
Ostern ist vorbei und so wie im Christentum mit dem Osterfest, das Ende der Fastenzeit eingeläutet wird, so feiern viele Kulturen mit ihrem persönlichen Fest das heran nahen des Frühlings.
In den letzten Wochen haben uns viele Fragen erreicht, ob wir unseren Coachingbrief „Frage der Woche“ eingestellt haben. Es fiel uns nicht leicht die Spannung aufrechtzuerhalten und nicht zu viel zu verraten. Doch nun können wir das Geheimnis lüften. Am 31.03. endeten die ersten 90 Tage des Jahres. Wie waren Ihre ersten 90 Tage?
Viele Studien bestätigen, einen Umstand, den die meisten Menschen kennen. Spätestens nach den ersten 90 Tagen eines neuen Jahres haben über 80 Prozent der Menschen ihre guten Vorsätze wieder über „Bord geworfen“. Sicher gehören Sie, als aktive Leser unseres Coachingbriefs „Frage der Woche“ nicht zu diesem Kreis, jedoch sei an dieser Stelle gestattet nachzufragen, was aus Ihren Zielen für 2010 geworden ist.
Wie oft haben Sie in den ersten 90 Tagen des neuen Jahres einen Blick auf Ihre Ziele geworfen?
Wie häufig haben Sie Ihren eigenen Fortschritt überprüft?
Welche Ziele, die Sie sich gesetzt haben, haben sich bereits jetzt schon als „nur schwer erreichbar“ oder „nicht interessant genug zum Verfolgen“ entpuppt?
Einer meiner Coaches sagte immer zu mir:
„Die meisten Menschen überschätzen was sie in einem Jahr erreichen können und unterschätzen was sie in 5 oder 10 Jahren erreichen können.“
Wenn Sie einmal über diesen Satz nachdenken, so erscheint er völlig logisch und nachvollziehbar, doch genau darin liegt die Gefahr.
Menschen lesen diesen Satz, so wie sie andere Gedanken und Lehren lesen, und sie sagen zu sich selbst: „Ist ja logisch. Ist ja nichts Neues.“ Doch was lernen Sie aus diesem Satz oder aus ähnlichen Sätzen? Haken Sie den Satz ab ohne das Wissen daraus aufzusaugen und umzusetzen?
Nehmen Sie einmal an Sie, würden diesen Satz nicht abhaken, so stellt sich die Frage, welche Lehren und damit welche Aktionen sich daraus ableiten lassen. Und genau mit dieser Frage sah ich mich seinerzeit im Gespräch mit meinem ersten Coach konfrontiert.
Was bedeutet dieser Satz nun und welche Auswirkungen hat er auf Ihr Leben?
In dieser Frage der Woche haben Sie einmal genauer betrachtet, wie hilfreich es ist auf Ihre Ziele zu schauen und warum es wichtig ist, diese nicht aus den Augen zu verlieren.
Doch die Auswirkungen gehen noch weiter und diese wollen wir uns heute genauer ansehen. Viele Menschen betrachten ihre Ziele als ein fester, unumstößlicher Fixpunkt in der Zukunft. Grundsätzlich ist an dieser Betrachtungsweise nichts auszusetzen, jedoch zeigt sich in der Praxis, dass durch diese Annahme die meisten Menschen die Lust an Zielen schnell verlieren. Denn wenn Sie sich auf den Weg machen ein bestimmtes Ziel zu erreichen, so werden Sie auf Ihrer Reise feststellen, dass es einige Punkte zu Beginn Ihrer Reise gab, die Sie nicht wussten/kannten, nicht erahnen/voraussehen konnten und auch nicht einschätzen konnten. Und aufgrund dieser veränderten Informationen verändert sich oft auch der Weg zum Ziel.
Sie können dies mit einer Autoreise von Stadt A nach Stadt B vergleichen. Egal wie gut Sie planen, so wird es unvorhergesehene Ereignisse geben, die Ihnen auf dem Weg begegnen können. Dinge wie Unfälle von Anderen, eigene Unfälle, Staus, schlechtes oder gutes Wetter, Baustellen, Straßensperren etc. um nur einige zu nennen.
Doch was tun wir, wenn wir auf dem Weg sind und die ursprünglich geplante Reiseroute nicht einhalten können? Nun die meisten Menschen suchen nach Umleitungen, um denn noch an den Zielort zu gelangen. Den wenigsten Menschen würde einfallen einfach umzukehren oder womöglich mitten auf der Reise stehen zu bleiben und sich nicht mehr weiter zu bewegen. Und was tun viele Menschen, wenn es um Ihre Ziele geht?
Die ersten 90 Tage sind genau aus diesem Grunde so wichtig, weil Sie sich in genau dieser Zeit auf den Weg begeben und wichtige neue Gewohnheiten schaffen, um ein Ziel erreichen zu können. Mein Coach zeigte mir auf, dass dieser erste Zeitabschnitt immer der Wichtigste ist, (nicht umsonst messen die Medien die ersten 100 Tage eines Präsidenten oder Kanzlers nach seiner Amtseinführung) in einer neuen Periode. Und genau dieses Wissen können Sie sich zunutze machen in dem Sie lernen, Ihr Jahr in solche 90 Tagesabschnitte einzuteilen. Sie helfen Ihnen mindestens 4 Mal im Jahr einen Gegencheck zu machen, ob Sie noch auf dem Kurs sind, den Sie einschlagen wollten. Sie helfen Ihnen aber auch zu überprüfen, ob Sie den eingeschlagenen Kurs wirklich haben und beibehalten wollen.
Dies ist wichtig, da viele Menschen sich sehr schnell ein Ziel setzen, ohne wirklich zu verstehen, was das Erreichen dieses Ziels für Konsequenzen und Folgen hat und welche Änderungen sich dadurch in ihrem Leben einstellen. Meist neigen Menschen dazu, sich ein Ziel zu setzen, weil es „in“ ist oder weil es „schick“ ist, sich dies zu setzen oder danach zu streben. Sie glauben mir nicht? Nun dann gehen Sie doch jetzt einmal in ein Zeitschriftengeschäft und schauen sich einmal an, welches Idealbild der neuen Frühjahr-/Sommer-Figur man Ihnen dort suggeriert. Glauben Sie die Zeitschriften, wären voll von Diäten etc., wenn es nicht eine Vielzahl von Menschen gäbe, die genau dem Folgen?
Deshalb ist es wichtig, das Sie sich Ihre Ziele zu Dienern machen und sie niemals zu Ihren Herren werden lassen. Ziele sollen Ihnen dabei helfen eine bestimmte Richtung einzuschlagen und sich auf diesen Fixpunkt zu bewegen, wenn Sie dies für erstrebenswert erachten. Doch sie sollen Ihnen auch dabei helfen sie, die Ziele, regelmäßig zu überprüfen und auch in Frage zu stellen. Fragen wie zum Beispiel „Will ich dieses Ziel wirklich?“ oder „Will ich dieses Ziel für mich oder für wen erreichen?“
Wenn Sie zulassen, dass Ihre Ziele zu Ihren Herren werden, so werden Sie immer in einem Zwang handeln und immer unter Druck gesetzt reagieren. Verstehen Sie mich bitte an dieser Stelle richtig: Manche Menschen brauchen diesen Druck und andere Menschen brauchen Ziele als Fixpunkte. Aber genauso, wie wir auf dem Weg von Stadt A nach Stadt B manchmal unsere ursprünglich geplante Reiseroute verändern müssen, um auf gewisse Umstände zu reagieren, genauso werden wir viele Dinge erst sehen und entdecken, wenn wir uns auf dem Weg zum Ziel gemacht haben.
Lassen Sie mich dies an zwei praktischen Beispielen verdeutlichen, die mir in meinem eigenen Leben widerfahren sind.
Mir war irgendwann einmal aufgefallen, dass ich bei Flügen immer sehr kreativ werde, gerne schreibe und an neuen Ideen und Projekten plane. Daraus formulierte ich seinerzeit, das für mich naheliegendste Ziel: Ich will eines Tages einen Pilotenschein machen. So formulierte ich den genauen Zeitpunkt, bis wann ich dies erreichen wollte, plante die bis dahin notwendigen Zwischenschritte und holte alle Informationen ein, die ich brauchte, um dieses Ziel möglichst genau zu planen. Alles war bis ins Detail durchgeplant und vorbereitet. Doch dann passierte etwas völlig Unerwartetes.
Im Rahmen eines Betriebsausflugs eines Unternehmens, das ich seinerzeit leitete, erhielten alle Mitarbeiter einen Rundflug über eine wunderschöne Landschaft mit Hubschraubern. Es war für alle ein Riesenspaß und die Abrundung eines gelungenen schönen Tages. Es waren kleinere Hubschrauber, mit denen man das Gefühl hatte, wirklich ganz frei zu fliegen. Bei einem der letzten Flüge saß ich vorne rechts neben dem Piloten und wir flogen über die Hügelketten, als der Pilot plötzlich zu mir meinte ob ich auch mal Lust hätte für einen Moment den Steuerknüppel zu übernehmen und zu fliegen. Voller Begeisterung bejahte ich dies und er erklärte mir detailliert, was ich alles beachten sollte und worauf ich mich konzentrieren sollte. Es war ein unbeschreibliches Gefühl für einige Augenblicke den Hubschrauber zu kontrollieren und zu fühlen, wie er all das tat, was ihm meine Bewegungen sagten. Als wir wieder gelandet waren und ich zurück zum Hangar lief traf es mich wie ein Blitz: Wenn ich selber fliege, so muss ich mich auf so viele Dinge konzentrieren, dass ich gar keine Zeit habe, um meine Gedanken frei entfalten zu lassen, um an Projekten und Ideen zu arbeiten und meiner Kreativität freien Lauf zu lassen.
Das komplette Ziel, das ich mir aufgestellt und durchgeplant hatte, war von einer Sekunde auf die Andere in Frage gestellt. Und nun frage ich Sie: Was hätten Sie an meiner Stelle getan?
Das Ziel verfolgt ohne Wenn und Aber, denn schließlich muss man ein sich einmal gesetztes Ziel auch erreichen oder zumindest versuchen zu erreichen? Oder hätten Sie aufgrund der neuen Informationen, die mir zuflossen, nachdem ich mich auf den Weg zur Zielerreichung gemacht habe, das Ziel komplett gestrichen?
Und genau hierin liegt die Last der Ziele für viele Menschen. Wenn mein Ziel mein Herr gewesen wäre, so hätte ich jetzt alles tun müssen, um dieses Ziel trotzdem zu erreichen, denn schließlich habe ich es mir ja gesetzt. Doch wenn ein Ziel mein Diener ist und mir helfen soll, so ist es nur konsequent dieses Ziel nun fallen zu lassen, da es ja nicht mit dem übereinstimmt, was ich wirklich will.
Also warum sollte ich in eiligem Tempo eine Leiter hinauf rennen, nur um oben angekommen festzustellen, dass ich die Leiter an die falsche Mauer gelehnt habe?
Aus dieser Erfahrung habe ich damals eine Veränderung meiner Ziele eingeleitet. Mehr dazu später in dieser Ausgabe.
Das zweite Beispiel erschießt sich nicht auf den ersten Blick, aber es ist ein gutes Beispiel für den „Zwang“, den Ziele manchmal auf uns ausüben. Viele Jahre hatte ich das fixe Ziel, das ich mindestens 10 bis 12 Stunden am Tag und dies 7 Tage pro Woche, arbeiten muss, um erfolgreich zu sein. Grundsätzlich ist gegen Fleiß und Engagement nichts einzuwenden und es hat mir sicher in vielen Bereichen meines Lebens geholfen. Doch irgendwann einmal stellte ich mir eine ganz „blöde“ Frage dazu. Ich fragte mich:
Warum muss ich das denn? Wer sagt, dass ich das muss?
Wie kam es zu diesen Fragen? Nun ich las damals, als Vorbereitung für eine Arbeit, Biographien vieler erfolgreicher Menschen. Menschen, die durch ihr Tun und Handeln nachhaltig die Entwicklung der Menschheit beeinflusst haben. Darunter waren Erfinder, Wissenschaftler, Forscher, Schriftsteller, Unternehmer, Politiker, Feldherren usw. Beim genauen Studieren dieser Persönlichkeiten fiel mir recht schnell auf, dass sie alle im Laufe ihres Lebens unter körperlichen oder geistigen Gebrechen litten. Problemen, die sie davon abhielten 10 bis 12 Stunden am Tag zu „arbeiten“. Doch trotz dieser Einschränkungen und der zum Teil erheblichen Leidenswege, den sie alle beschritten, erreichten sie Überdurchschnittliches. Dies löste in mir die Frage aus, was ich wohl tun würde, wenn ich durch eine Erkrankung oder einen Unfall nicht mehr so leistungsfähig wäre, wie ich es von mir kannte.
Durch diese neuen Fragen begann ich ganz bewusst darüber nachzudenken, wie ich wohl in solchen Situationen reagieren würde. Daraus wurden anfangs nur unkonkrete Gedanken, die aber im Laufe der Zeit immer konkreter wurden. Denn mich ließ dieser Gedanken nicht mehr los und ich wollte verstehen, wie es möglich war mit einem Bruchteil der von mir selbst investierten Zeit denn noch die gleichen oder sogar bessere Ergebnisse zu erreichen. Dadurch entwickelte ich im Laufe der Jahre eine veränderte Arbeitsmethodik und eine andere Form meines Tages-, Montas- und Jahresablaufs.
Natürlich hätte ich auch weiterhin mein ganzes Leben bis heute 10 bis 12 Stunden arbeiten können. Das wäre konsequent und fleißig. Doch ich änderte meine „Arbeitszeit“ (heutzutage unterscheide ich nicht mehr zwischen Arbeitszeit und Freizeit – was nicht bedeutet, dass durch diese Unterscheidungsaufhebung ich mehr arbeite als früher) und begann mir selbst ein 6-Stunden-Limit zu setzen. Durch viele Schwierigkeiten hindurch – manche waren wirklich gesundheitlich bedingt, andere wiederum waren nur emotional bedingt und wiederum andere waren wirtschaftlich bedingt – versuchte ich diese neue Einteilung einzuhalten und umzusetzen. Und ich war durch die Ergebnisse erstaunt.
Was lernen Sie nun für sich daraus? Es ist wichtig, dass Sie sich hilfreiche Fragen stellen. Fragen, die es Ihnen erlauben aus den bestehenden Denk- und Verhaltensmustern auszubrechen und das Sie sich in Erinnerung rufen, das nur umgesetztes Wissen wirklich erfolgreich macht und nicht angesammeltes Wissen.
Aus den beiden vorangegangenen Beispielen habe ich für mich zwei wichtige Lehren gezogen, die jeden Tag Einzug in meine Arbeit und mein Handeln halten.
1.) Unterteilung meiner Ziele in drei Kategorien
Seit der Erfahrung mit dem Hubschrauber unterteile ich meine Ziele in drei Kategorien – Kategorie Alpha, Beta und Gamma.
Alpha–Ziele sind Ziele, die ich in jedem Fall erreichen muss/will. Bei diesen Zielen ist es mir vollkommen bewusst, das ich mir bei der Vergabe eines solchen Zieles auch alles nur menschenmögliche und unmögliche Tun werde, um dieses Ziel zu erreichen. Entsprechend geizig bin ich bei der Vergabe von Alpha-Zielen und überlege mir vorher sehr genau und detailliert, ob ich dies wirklich erreichen will. Pro Jahr setze ich mir nie mehr als 1 (ganz selten 2) Alpha-Ziele. Wann immer ich mir ein Alpha-Ziel gesetzt habe in meinem Leben, so habe ich es erreicht. Dies ist wichtig zum Aufbau des Selbstbewusstseins und zur Stärkung des eigenen Selbstvertrauens. Deshalb denke ich auch immer über die Konsequenzen des Erreichens eines Alpha-Ziels genau nach.
Beta-Ziele sind Ziele, die ich anstrebe und die ich erreichen möchte. Bei diesen Zielen tue ich, was ich tun kann, aber es ist mir vollkommen bewusst, dass ich im Laufe des Zeitraums einige Ziele nicht erreichen werde oder manche auch fallen lasse. Dies ist die Hauptkategorie meiner Ziele. In diesem Bereich neigen viele Menschen dazu, sich über die Anzahl der Nicht-Erreichten-Ziele zu ärgern, anstatt sich über die Anzahl der erreichten Ziele zu freuen. Das ist so ähnlich wie ein Kind das mit dem Schulzeugnis nach Hause kommt und darin folgende Noten hat: 2 x Note EINS, 3 x Note ZWEI, 3 x Note DREI und 1 x NOTE FÜNF – über welche Note wird wohl am längsten gesprochen werden?
Gamma-Ziele sind Ziele, die ich nicht aus den Augen verlieren will. Sie sind mir wichtig genug um sie nicht auf meine Liste „Irgendwann/Irgendwo“ zu packen, aber sie sind nicht so wichtig das ich sie zu erst angehe. Hier liste ich all die Dinge auf, die ich in unterschiedlichen Zeiträumen erreichen kann, wenn ich mich in diese Richtung bewegen möchte. Dadurch habe ich eine Auswahl an Zielen, auf die ich zurückgreifen kann, wenn ich zum Beispiel alle Beta-Ziele erreiche und es ist noch Zeit im Jahr übrig oder wenn ich ein Beta-Ziel aufgebe und diesen Raum neu füllen möchte. Gamma-Ziele dienen mir allerdings auch als Ideenpool, um mich zu inspirieren und gegebenenfalls neue Beta-Ziele zu kreieren.
2.) Wie kann ich meine Ziele in nur 2 Stunden pro Tag erreichen?
Dies ist eine besonders provokative Frage, die aufbaut auf den vielen Überlegungen, die ich angestellt habe, als ich die Arbeitszeit berühmter Damen und Herren der Weltgeschichte untersucht habe und daraus für mich meinen Arbeitstag in Frage stellte. Durch ein bewusst begrenztes Zeitbudget, welches ich mit beruflichen Dingen füllen möchte, bin ich „gezwungen“ mir kreative Möglichkeiten zu überlegen, wie ich ein neues Projekt oder eine neue Unternehmung in einer minimalen Zeit bewältigen kann.
Hier liegt der Gedanke von Pareto zugrunde, der besagt das in nur 20 Prozent der Zeit 80 Prozent der Ergebnisse erwirtschaftet werden. Jetzt können Sie zuerst einmal identifizieren, welche 20 Prozent Ihrer Aktivitäten dies sind, doch dann haben Sie zwei Probleme:
Problem Nr. 1: Was machen Sie mit den restlichen 80 Prozent der Aktivitäten?
Problem Nr. 2: Wie maximiere ich nun diese 20 Prozent der Aktivitäten auf mein Zeitbudget?
Und genau an diesen beiden Fragen scheitern viele Menschen. Selbst wenn Sie für die 80 Prozent der Aufgaben noch eine anderweitige Lösung finden, so stehen sie danach vor der Frage, wie sie die freigewordene Zeit richtig füllen. Hier neigen viele Menschen dazu, zu argumentieren, wenn sie doch nun 4 x 2 Stunden investieren, dann haben sie doch ein 4-mal höheres/besseres Ergebnis. Auf den ersten Blick mathematisch nachvollziehbar, doch die tägliche Praxis beweist, dass dies ein Trugschluss ist. So sind nicht nur die Ergebnisse nicht 4-mal besser (oft auch nicht einmal doppelt so gut), sondern nur die Menge der getanen Arbeit steigert sich. Denn auch hier greift Pareto wieder. Und so neigen viele Menschen dazu es erst gar nicht zu versuchen überhaupt einmal ihre Arbeit auf diese 20 Prozent zu reduzieren, da sie gar nicht wüssten wie sie die Zeit sonst füllen können. Doch Aktionismus ist nicht die höchste Ebene der Verhaltensveränderung, sondern die niedrigste Ebene. Die höchste Ebene der Verhaltensveränderung ist eine neue Sicht der eigenen Person (und somit auch der eigenen Arbeit) zu entwickeln und dafür brauchen Sie Zeit.
Also frage ich mich bei allem, was ich tue oder neu beginne (auch wenn ich meine Ziele ausarbeite und aufstelle), wie ich dies in einem bewusst begrenzten Zeitbudget bewältigen kann.
Diese beiden Lehren helfen mir dabei, die wichtigen Dinge nicht aus den Augen zu verlieren, mein Leben trotzdem zu genießen und mir im Voraus bewusst zu machen, dass nicht immer alles nach Plan laufen wird und ich die Möglichkeiten bedenken sollte, die es noch gibt.
Diejenigen von Ihnen, die unsere Frage der Woche schon länger lesen, wissen das mir diese Art der Herangehensweise im letzten Jahr während des Sommers, als ich unfallbedingt monatelang liegen musste und nicht voll einsatzfähig war, geholfen hat denn noch alles aufrechtzuerhalten und zu bewältigen.
Nun die ersten 90 Tage des neuen Jahres sind um. Nehmen Sie sich Ihre Vorsätze und Ziele einmal zur Hand und denken Sie doch nun einmal darüber nach, wie Ihre nächsten 90 Tage aussehen sollen.
Herzlichst
Ihr Nuno F. Assis