Warum bereuen Menschen am Ende Ihres Lebens etwas nicht getan zu haben?
Liebe Leserin, Lieber Leser,
vor einigen Tagen habe ich ein sehr interessantes Buch gelesen, das von einer Krankenschwester geschrieben wurde, die über viele Jahre hinweg Aufzeichnungen darüber geführt hat, was Menschen, die auf dem Sterbebett lagen, am meisten bereuten in Bezug auf ihr Leben.
Spannend an ihren Aufzeichnungen war, dass sich dort nicht die üblichen und erwarteten Aussagen wiederfanden. Auch fand sich in ihren Aufzeichnungen nicht, dass die Leute bereuten, zu wenig Sex gehabt zu haben oder gar zu selten, Bungee gesprungen zu sein. Nein. Im Gegenteil.
Diese Krankenschwester betreut die im Sterben liegenden Menschen in ihren letzten 12 Wochen. Sie führt unzählige Gespräche mit ihnen und ist ihnen in diesen letzten Stunden sehr nah. Sie schreibt über die phänomenale Klarheit, die diese Menschen in Bezug auf ihre eigene Vision haben und wie wir Lebenden von ihnen lernen können. Interessant ist die Tatsache, dass sich fünf Schwerpunkte ergeben, die alle Befragten immer wieder nannten und sie daraus diese fünf Punkte heraus kristallisiert hat, die die meisten Menschen in Bezug auf ihr Leben bereuen.
Die fünf Punkte
An erster Stelle steht der Wunsch, den Mut gehabt zu haben ein Leben so zu leben bzw. zu führen, dass einem selbst entsprach und nicht den Erwartungen und Wünschen anderer. Dies war der meistgenannte Wunsch. Wenn die Menschen realisieren, dass ihr Leben sich dem Ende neigt und sie zurück blicken, fällt es leicht zu erkennen, wie viele der eigenen Träume unerfüllt geblieben sind. Die meisten Menschen realisieren, dass sie nicht einmal die Hälfte ihrer Träume realisiert haben. Sie sterben in dem Wissen, dass dies aufgrund von Entscheidungen, die sie getroffen oder auch nicht getroffen haben, geschehen ist.
An zweiter Stelle steht der Wunsch, nicht so viel und so hart gearbeitet zu haben. Interessant ist, dass dieser Wunsch von ausnahmslos jedem männlichen Patienten geäußert wurde, den die Krankenschwester betreut hat. Sie realisierten, dass sie oftmals die Entwicklung ihrer Kinder versäumt hatten und ihnen keine Begleitung sein konnten, wie sie es sich selbst gewünscht hätten. Zwar wurde dies auch von Frauen geäußert, jedoch waren die meisten Frauen in einem Alter, und damit aus einer Generation, in der sie nicht so stark im Berufsleben standen und somit nicht die Ernährer der Familie waren. Ausnahmslos alle Männer bereuten zutiefst, so viel Lebenszeit im Hamsterrad der Arbeit verbracht zu haben.
An dritter Stelle stand der Wunsch, den Mut gehabt zu haben, seinen Gefühlen mehr Ausdruck zu verleihen. Viele Menschen unterdrücken ihre Gefühle vor dem Hintergrund, in vermeintlicher Harmonie und Frieden mit anderen zu leben. Als Ergebnis dieses Verhaltens finden sie sich mit einer Art durchschnittlicher Existenz ab, die weit unterhalb dessen liegt, was sie wirklich als Potential in sich gehabt haben und nie wirklich voll entfalten konnten. Als Ergebnis dessen entwickeln viele Menschen Krankheiten, die in direktem Bezug zur eigenen Verbitterung und dem Groll stehen, den sie im Laufe ihres Lebens entwickelten.
An vierter Stelle steht der Wunsch, mehr Kontakt zu seinen Freunden gehabt zu haben. Die meisten Menschen realisieren erst in ihren letzten Wochen den Wert von alten gewachsenen Freundschaften. Viele Menschen sind zu Gefangenen ihres eigenen Lebens und ihres eigenen Lebensstils geworden, dass sie im Laufe der Jahre wertvolle Freundschaften so stark vernachlässigt haben, dass diese verloren gegangen sind. Tiefer Reue wurde oft geäußert, in Bezug auf die Tatsache, dass man Freundschaften weder die notwendige Zeit noch den erforderlichen Einsatz gegeben hat, den sie verdient hätten. Jeder vermisste seine Freunde in den Momenten, in denen sie starben.
An fünfter Stelle steht der Wunsch sich selbst öfter gestattet zu haben, glücklich zu sein. Gerade dieser fünfte Punkt ist erstaunlich oft gefallen. Vielen Menschen ist es erst am Ende ihres Lebens bewusst, dass „glücklich zu sein“ eine Wahl ist, die wir treffen können. Zu oft verharrten die Menschen in alten Gewohnheiten und erlernten Verhaltensweisen. Der sogenannte „Komfort“ der Gewohnheit überflutete zu oft ihre wahren Gefühle, als auch ihre tatsächlichen Realitäten. Die Angst vor Veränderung führte dazu, dass sie anderen und auch sich selbst vormachten glücklich zu sein, obwohl sie tief in ihrem Inneren die Sehnsucht verspürten, wieder einmal aus tiefstem Herzen lachen zu können oder einfach nur verspielt zu sein und etwas vermeintlich VER-RÜCKT-ES zu tun.
Stellt sich die Frage, was Sie bis heute bereuen, nicht getan zu haben in Bezug auf Ihr Leben und was Sie bis zu Ihrem Tod ändern wollen?
Nun, um diese Frage besser beantworten zu können und um zu verstehen, dass Sie als Führungskraft diese Verantwortung auch in Bezug auf Ihre Mitarbeiter haben, stellt sich einen andere Frage zu erst. Diese Frage lautet:
Was wollen Sie wirklich?
Immer wieder stelle ich bei meinem Coachingkunden fest, dass sie unklar darüber sind, was sie wirklich wollen. Eine Vielzahl von Wünschen, Ideen, Träumen und Vorstellungen schwirrt in ihren Köpfen und in ihrem Leben herum. Dabei gilt die alte Seefahrerweisheit:
„Ein Schiff, das den Hafen nicht kennt,
für das ist kein Wind ein günstiger.“
Doch wie sollen Sie definieren, was Sie wirklich wollen, wenn die täglichen Anforderungen Sie so sehr beschäftigen, dass Sie gar nicht wissen, was Sie zuerst tun sollen? Nun, die Antwort liegt auf der Hand. Sie müssen zwei Schritte gehen: Erstens müssen Sie lernen, Ihren Alltag in den Griff zu bekommen, um Zeit dafür zu haben, nachdenken zu können und zweitens sich hinsetzen und schriftlich fixieren, was Sie wirklich wollen.
Und zwar ganz frei von Zwängen von Außen oder von allgemeinen Anforderungen. Nehmen Sie sich ein paar Stunden (oder wenn Sie können sogar einen ganzen Tag) frei und begeben Sie sich an einen Ort, an dem Sie sich wohlfühlen und Sie Ruhe haben. Nehmen Sie Ihr Journal mit und beginnen Sie damit, schriftlich sich Gedanken zu der Frage zu machen:
Was will ich wirklich in meinem Leben erreichen?
Falls Sie Inspiration brauchen, so empfehle ich Ihnen den Spielfilm „Das Beste kommt zum Schluss“ mit Jack Nicholson und Morgan Freemann. Schauen Sie sich diesen Film an, bevor Sie sich zurückziehen, um den zweiten Schritt zu machen und Antworten auf die oben genannten Fragen zu finden. Reservieren Sie sich aber direkt im Anschluss an den Film Ihre Auszeit.
Die Antwort auf diese Frage ist für Ihren Lebenserfolg von entscheidender Bedeutung, damit Sie nicht eines Tages in den Spiegel schauen und das Gefühl haben, etwas versäumt zu haben und ihre bisherigen Entscheidungen überdenken zu müssen. Oder das Bedürfnis verspüren, die Ihnen verbleibende Zeit mit Dingen zu verbringen, die Ihnen wirklich am Herzen liegen.
Doch viele Menschen haben genau damit Probleme. Sie scheitern in unserer schnellen Welt an den täglichen Erfordernissen, die Vielzahl der Dinge in den Griff zu bekommen, so dass sie Zeit finden, um langsamer zu gehen und nicht von Aktivität zu Aktivität zu hetzen. Nicht umsonst sind die Bücherregale oder Stapel von vielen Menschen voll mit Literatur über Zeitmanagement und den Umgang mit Zeit und Aufgaben.
Es ist vergleichbar mit dem Versuch, mit einem PKW einzuparken. Sie haben zwar alle technischen Hilfsmittel wie Rück- und Seitenspiegel und Park Distanz Kontrollen, aber dennoch gibt es tote Winkel, die der Fahrer oder die Fahrerin nicht sehen, so lange sie im Fahrzeug sitzen. Deshalb ist es für viele Menschen eine deutliche Erleichterung, wenn ihnen jemand von außen beim Einparken hilft.
Und genau so jemanden sollten Sie sich als Führungskraft nehmen, um Ihnen dabei zu helfen, herauszufinden, was Sie wirklich in Ihrem Leben wollen. Damit Sie es dann an Ihre eigenen Mitarbeiter weitergeben können.
Leadership-Aufgabe:
- Schreiben Sie (Papier oder auf dem Computer) auf was SIE wirklich in Ihrem Leben wollen. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen einfällt. Verlassen Sie dabei auch die rein materielle Ebene des „Besitzens wollen“ und erweitern Sie Ihren Horizont.
- Danach lesen Sie sich alles in Ruhe durch, was Sie gerade aufgeschrieben haben.
- Lehnen Sie sich dann zurück, schließen Sie Ihre Augen, legen Sie wenn Sie möchten, die Füsse hoch und stellen Sie sich einmal vor, Sie sind in einem hohen Alter und blicken auf Ihr Leben zurück. Stellen Sie sich vor, wie es sich anfüllt, wie es klingt, wie es riecht und wie es aussieht, all das erreicht zu haben, was Sie gerade aufgeschrieben haben. Lassen Sie dabei eine Stoppuhr mitlaufen. Träumen Sie mit geschlossen Augen (oder geöffneten Augen, wenn Ihnen das leichter fällt) so lange, bis Sie entweder nichts mehr zu träumen haben oder bis irgendein Gedanke Ihre Träume durchkreuzt, der mit der Gegenwart zu tun hat.
- Schauen Sie nun auf die Uhr.
- Wenn es Ihnen gelungen ist, mehr als 9 Minuten unterbrechungsfrei zu träumen, dann herzlichen Glückwunsch. Sie befinden sich auf dem richtigen Weg und sollten von Zeit zu Zeit (mindestens 6 mal pro Jahr) auf Ihre Aufzeichnungen blicken, um sich zu erinnern.
- Wenn es Ihnen nicht gelungen ist, dann ist dies ein Indiz dafür, dass in Ihren Aufzeichnungen ein oder mehrere Punkte stehen, die nicht wirklich zu Ihnen gehören – die Sie also tun, weil andere dies erwarten oder Sie anderen Menschen gefallen wollen, in Wahrheit aber gerne etwas anderes tun wollen. Gehen Sie aufmerksam jeden Punkt durch.
- Machen Sie das nun auch mit Ihren 3 bis 5 engsten Mitarbeitern.