Liebe Leserin, Lieber Leser,
zuerst einmal möchte ich mich für Ihre vielen Reaktionen auf die letzte Ausgabe der „Frage der Woche“ bedanken. Nicht einmal annähernd hatte ich damit gerechnet, dass es zu solchen umfangreichen Diskussionen und zu einem solch regen Austausch kommt in Bezug auf das Thema Beziehungen. Die letzte „Frage der Woche“ war noch keine 24 Stunden online und schon gab es auf den unterschiedlichsten Social Media Plattformen wie zum Beispiel Facebook, LinkedIn usw. massive Reaktionen und einen regen Austausch unter Ihnen. Hierfür möchte ich mich noch einmal bedanken.
Während das Thema „Wie gehen Sie mit einer Trennung um?“ das am meisten gewünschte Thema in vielen Leserbriefen und Kommentaren war, so verwundert es nicht, dass an zweiter Stelle das Thema „Wie finden Sie den idealen Partner“ folgt. Hier ist ein E-Mail von einem Leser:
„Ich habe erkannt, dass eines meiner wichtigsten Ziele eine sinnvolle, glückliche und langfristige Beziehung ist. Auch wenn Ihre Schwerpunktthemen im Businessbereich liegen, so kann ich mich daran erinnern, dass Sie einmal auf einem Vortrag einen sehr interessanten und schönen Exkurs zum Thema „Beziehungen führen“ gehalten haben. Vieles davon habe ich in der Praxis angewandt und es hat sich als wunderbar erwiesen. Deshalb wende ich mich heute mit einer Bitte an Sie, ob Sie nun auch einmal einen Artikel darüber schreiben könnten, was Sie für den besten Weg erachten um eine sinnerfüllte, glückliche und langfristige Beziehung anzugehen und wie man den richtigen Partner finden kann. Ihr Artikel kann sicher vielen Menschen dabei helfen, Ängste zu überwinden, helfen entscheidende Fehler zu vermeiden und weiterhin am Ball zu bleiben, auch wenn man mal einen Rückschlag erlitten hat.“
– Peter Norton (Sidney, Australien)
Solche E-Mails und Briefe haben mich in den letzten 6 Monaten vermehrt erreicht, weshalb ich mich dazu entschlossen habe, die zwei wichtigsten Themenbereiche rund um das Thema „Beziehungen“ einmal zu behandeln und Ihnen meine Sicht der Dinge aufzuzeigen, gepaart mit ein paar persönlichen Erfahrungen und ergänzt um die Lehren und das Know-how einiger der besten Beziehungsexperten der Welt, mit denen ich das Privileg hatte, im Laufe meiner Karriere zusammenzuarbeiten und mich austauschen zu können.
Unabhängig von unserer Kultur, unserer Ausbildung oder unseres wirtschaftlichen Status, tief in uns allen sind die gleichen Wünsche zu lieben, geliebt zu werden und in einer Beziehung glücklich zu sein verankert.
Wenn die Liebe also so grundlegend wichtig für uns alle ist, warum haben dann so viele Menschen so viele Probleme und wie kommt es zu so vielen Missverständnissen? Nun die Antwort ist einfach, denn die meisten von uns haben nie wirklich eine Art Ausbildung in diesem wichtigen Bereich erfahren. Alles was die meisten Menschen anwenden, basiert auf Beobachtungen von anderen, auf eigenen gemachten Erfahrungen und hier und da auf dem was man glaubt das richtig sein könnte. Doch wie man funktionierende Beziehungen aufbaut, ist in unserer heutigen Gesellschaft noch immer kein Schulfach und sie werden es in keinem Lehrplan irgendeiner Hochschule finden. Meistens kopieren die Menschen ihre Eltern oder ihr persönliches Umfeld oder wenn sie dort nicht das finden was sie unter einer glücklichen Beziehung verstehen, so versuchen sie genau das Gegenteil von dem zu machen, was sie in ihrem Umfeld sehen. Doch für die meisten ist es eine nicht enden wollende Abenteuerreise, in der neue Versuche und Irrtümer sie begleiten und in der man sich versucht weiterzuentwickeln in dem man durch Schmerzen und Glücksmomente versucht zu lernen. Aber gibt es einen einfacheren Weg? Betrachten wir doch einmal die „Suche nach der großen Liebe“ genauer.
Problematische Beziehungsmuster
Lassen Sie uns zuerst einmal einen Blick auf allgemein bekannte Beziehungsprobleme werfen und analysieren weshalb viele romantische Partnerschaften nicht gut gehen.
Ego, Angst und emotionale Unsicherheiten
Wie bei materiellen Besitz oder beruflichen Leistungen geben Beziehungen ihrem Ego die Möglichkeit eine Identität gegenüber der Außenwelt aufzubauen. Das Problem dabei ist, dass die meisten Menschen so viel ihrer eigenen Identität mit dem äußeren Erscheinungsbild ihrer Beziehung verknüpfen, da sie dabei einen großen Teil der Verbindung zu ihnen selbst verlieren – Teile unserer Seele, die klug sind und uns bewusst realisieren lassen würden, was gerade geschieht. Das Ego verführt uns dabei einen immer größeren Teil unserer eignen Identität aufzugeben, und durch die Identität der Beziehung zu ersetzen. Einer falschen Identität, die uns letztlich nur zu einem Gefühl der Verzweiflung führen kann und eben nicht zu der Erfüllung, nach der die meisten Menschen suchen. Dieses Verhaltensmuster beobachten Experten in Bezug auf Beziehungen, Projekte, Ziele und/oder die eigene Arbeit. Durch dieses Verhaltensmuster ersetzen wir unsere eigene Identität durch eine externe Identität über die wir uns versuchen zu identifizieren und dabei merken die meisten Menschen gar nicht, dass sie sich für eine gefälschte Identität entscheiden. Die entscheidende Frage lautet nämlich:
Wer sind Sie, ohne diese gewählte Identität?
Neben dem Problem des Verhaltensmusters „Egoidentifizierung“, ist es recht einfach eine gewisse Abhängigkeit in einer Beziehung zu finden und sich an diese zu gewöhnen. Der unabhängige Mensch, der sie einst waren beginnt zu verdunsten. Unser Geist wird benebelt und unserer Selbst-Identifikation beginnt sich auf die andere Person in der Beziehung zu projizieren, bewusst oder unbewusst. Dadurch beginnen viele Menschen damit eine Angst zu entwickeln, den anderen Partner zu verlieren. Das Ergebnis ist eine Abhängigkeit von dieser Person und die Angst vor der Einsamkeit.
Aus der emotionalen Unsicherheit heraus, beginnen viele Menschen damit bedürftig zu werden in der Beziehung und abhängig von der Wertschätzung durch den Partner. Anstatt sich darauf zu fokussieren die Liebe zu leben und zu genießen, wird es zu einem Spiel, wie an sich vor dem Verlust des anderen schützen kann.
Mitteilung der Bedürfnisse
Aus dem Wunsch heraus nicht abhängig vom anderen zu wirken und aus Angst vor dem Verlust des Partners, beginnen wir zu filtern, was wir sagen. Dadurch kommunizieren wir unsere Bedürfnisse nicht klar, offen und mutig. Wir erliegen dem Glauben, unser Partner wird schon irgendwie, auf magische Art und Weise wissen, was zu tun ist um unsere Anforderungen und Bedürfnisse zu erfüllen. Wenn unsere Bedürfnisse jedoch nicht erfüllt werden, beginnen wir heimlich der anderen Person Schuld dafür zu geben und beginnen sie zu ärgern. Wenn wir nicht zufrieden sind wird unser Partner automatisch die Hinweise übersehen, von denen wir glauben er/sie müssten sie doch erahnen. Dies führt dazu das wir uns wiederum heimlich ärgern und weitermachen den Partner zu ärgern und zu provozieren in dem festen Glauben er könnte, ohne das wir klar und offen kommunizieren, erahnen was wir wollen oder was wir gemeint haben. Und so beginnt der Teufelskreis der heimlichen und stillen Zerstörung einer glücklichen und romantischen Partnerschaft.
So vieles von dem was notwendig ist ausgesprochen zu werden, wird nicht gesagt und jeder Partner für sich beginnt damit negative Gefühle in sich aufzustauen und anzusammeln – ohne darüber rechtzeitig zu sprechen. Hatten Sie schon einmal einen Freund oder eine gute Freundin, die zu Ihnen gekommen ist und sich über all die Dinge beklagt hat, die sie unglücklich über ihren Partner und ihre Beziehung sein lässt? Das sind die Dinge die diese Person ihrem Partner/ihrer Partnerin sagen sollten, wenn sie tatsächlich eine Veränderung in ihrer eigenen Beziehung erreichen wollen. Auch wenn Sie noch ein so guter Freund sind, so sind genau diese Gefühle und Gedanken bei Ihnen am schlechtesten Aufgehoben, denn egal wie gut Sie es mit der anderen Person meinen, Sie werden es nicht vermeiden können Ihre Meinung zu den Dingen, die Sie hören, zu sagen. Und damit beginnt ein neuer Teufelskreis, denn Sie sollten in dem Moment niemals vergessen, dass Sie nur eine Seite der Medaille hören. Nur die Meinung einer Person, eingefärbt von all den subjektiven Sichtweisen dieser Person und erfüllt von einem Schmerz in den sich diese Person selbst hineinbegeben hat. Selten werden Sie erleben, dass Ihre Freundin oder Ihr Freund, der Ihnen sein/ihr Leid aus der Beziehung klagt, Ihnen seine eigenen Fehler oder falschen Verhaltensweisen auf dem Silbertablett präsentiert. Und egal wie objektiv Sie auch sein mögen, so sind Sie selten in der Lage wertungsfrei einen guten Rat zu geben. Im Gegenteil. Dadurch das Sie nur eine Sichtweise kennen, dadurch das Sie nicht dabei waren als die Dinge passiert sind, dadurch das Sie nicht wirklich gehört haben was gesagt wurde, werden Sie automatisch zum Spielball einer missglückten Kommunikation in einer Beziehung.
Und das Schlimmste daran ist, das Sie – egal wie gut Sie es auch immer meinen – es nur noch Schlimmer machen, wenn Sie was dazu sagen. Das Beste wäre, Sie würden augenblicklich beide Parteien an einen Tisch setzen und dazu „zwingen“ miteinander einmal offen zu reden und auszusprechen was man denkt und fühlt und was sich aufgestaut hat. Und ideal wäre es auch, wenn Sie in der Lage wären beide Parteien dazu zu „zwingen“ wirklich einmal wertungsfrei zu zuhören und zu versuchen den anderen zu verstehen. Merken Sie wie schwer das sein kann?
Noch schlimmer ist es dann, wenn einer der Partner offen und ehrlich seine Bedürfnisse kommuniziert und dabei bemerkt, dass die andere Partei schlicht und einfach nicht zuhört oder nicht zuhören will, oder nicht in vollem Umfang anerkennen kann, was gesagt wurde, oder versucht dem kommunizierenden Partner das Gefühl gibt sich schuldig fühlen zu müssen, weil er/sie diese Bedürfnisse hat.
Wenn zwei Partner aufhören ehrlich und offen miteinander zu kommunizieren und in ihrer Beziehung offen auszusprechen welche Bedürfnisse sie haben, dann ist das der Anfang vom Ende. Doch zur offenen Kommunikation zwischen den Partner gesellt sich noch ein weiterer Punkt: wirklich Zuhören und versuchen zu verstehen, warum der andere das sagt. Nur wenn Sie bereit sind, Ihrem Partner auch wirklich zuzuhören und zu versuchen zu verstehen, weshalb er/sie Ihnen etwas sagt, haben Sie eine Chance die Beziehung gemeinsam weiterzuentwickeln. Das wird vor allem dann eine Herausforderung, wenn der Partner Ihnen etwas sagt das Sie nicht hören wollen. Darin liegt dann persönliche Reife und Größe, den Respekt nicht voreinander zu verlieren und gemeinsam an einer Zukunft zu bauen, anstatt diese leichtfertig wegzuwerfen in dem Glauben woanders findet man es leichter.
Denken Sie immer daran: Sie nehmen sich selbst (und damit auch alle nicht gelösten Probleme) mit in die nächste Beziehung.
Schlechte Kombination und Standardabwicklungen
Tief in uns sind wir alle wirklich gute Menschen. Aber dies bedeutet nicht automatisch, dass jede Kombination von zwei guten Menschen auch eine gute Partnerschaft ergibt. Es gibt so etwas wie eine schlechte Passform, und es ist in Ordnung, es zuzugeben.
Die beste Beziehung ist die, in der die wichtigsten Werte beider Parteien erfüllt werden. Sie brauchen Lebensziele, die miteinander harmonieren, Sie sollten eine gegenseitige Anziehung verspüren, Verständnis für den jeweils anderen haben und ein Niveau von Respekt vor- und füreinander haben, das zu keinem Zeitpunkt gesenkt werden sollte. Beide müssen sich dazu verpflichten die gemeinsame Partnerschaft zu ihrer obersten Priorität zu machen.
Manchmal, auch wenn wir wissen, dass unsere Beziehung nicht gut für uns ist, so rechtfertigen wir unser Verbleiben in der Beziehung mit scheinbar logischen Gründen. Wir sind der Meinung, dass wir nicht in der Lage sind eine andere Person zu finden, die uns so akzeptiert und so sehr liebt wie der aktuelle Partner. Oder wir haben Angst alleine zu sein, so dass wir einfach auf eine Standardabwicklung der Beziehung einrichten und in einer modernen Form der Wohngemeinschaft mit Sex leben. Jedes Mal wenn wir durch den Alltag an die schlechte Passform unserer Beziehung erinnert werden, kehren wir dies unter den Teppich und lenken uns mit anderen Gedanken ab. Dabei wird der Haufen unter dem Teppich immer größer und größer, so dass wir eines Tages über diesen Haufen stolpern müssen und gar keine andere Wahl mehr haben, als uns mit der Realität auseinander zu setzen, auch wenn wir uns ständig eingeredet haben sie sei doch ganz anders.
Menschen erliegen dem Glauben, dass sie dem anderen Partner einen Gefallen tun würden, indem sie in der Beziehung verweilen, aber in Wirklichkeit verletzen sie nur sich selbst und den anderen Menschen, indem sie nicht ehrlich mit ihnen und dem anderen Partner sind. Und Sie häufen immer mehr negative, schlechte Gefühle an und sammeln schlechte Energie in ihrem Inneren.
In diesem Zusammenhang fällt mir ein Zitat meines Coachs ein, das dieser in einem Businesskontext gebracht hat, welches aber sehr gut zu dem oben beschriebenen Zustand passt:
„Wenn etwas wie Scheiße aussieht, wie Scheiße riecht, sich wie Scheiße anfühlt – nun dann kannst Du es noch so schön anmalen, es bleibt Scheiße.“
Verzeihen Sie den harten Worten meines Coachs, aber er hatte immer eine sehr direkte und klare Sprache um die Dinge auszudrücken.
Wer ist Ihr idealer Partner?
Wir alle haben eine grobe Vorstellung von dem, wir unser perfekter Partner sein sollte: schön, oder smart, oder reich, oder gebildet, oder groß, oder zart, oder hell, oder dunkel, oder schöner, mit dem passenden Auto oder mit dem Haus oder was auch immer unsere Vorstellung sein mag.
Das Problem entsteht, wenn Sie sich in einer Beziehung befinden und damit beginnen ständig unseren Partnern mit diesem „Ideal-Bild“ vergleichen. Wenn dies geschieht, beginnen wir unsere Wertschätzung für den anderen Menschen zu verlieren und wir sehen all die schönen Eigenschaften nicht mehr, die diesen Menschen aus machen.
Natürlich ist es hilfreich sich hinzusetzen und sich einmal aufzuschreiben, wie der ideale Partner aussehen und sein sollte, was er alles an Charaktereigenschaften haben sollte und wie er nicht sein sollte. Denn wie die Psychologie bereits festgestellt hat, gibt es die selbsterfüllende Prophezeiung. Doch nachdem Sie dies gemacht haben (und ich kann jedem diese Übung nur empfehlen) so sollten Sie sich zurücklehnen und sich einmal ganz ehrlich fragen, ob Sie der Mensch sind, der einen solchen Menschen wirklich glücklich machen könnte auf Dauer. Warum sollten Sie sich das fragen?
Die Wahrheit ist, dass es die eine perfekte Person nicht gibt. Jeder Mensch hat seine Ecken, Kanten und Fehler. Niemand ist fehlerfrei und bereits aus der Bibel stammt der schöne Satz: „Der von Euch ohne Sünde ist werfe den ersten Stein.“ Und noch viel wichtiger ist die Erkenntnis, dass wir all diese Eigenschaften und Qualitäten in einem Partner gar nicht zu vereinen brauchen, um außerordentlich glücklich zu sein und eine erfüllte Partnerschaft zu leben.
Viel wichtiger ist festzustellen, welches die Qualitäten und Eigenschaften sind, die wir in einem Partner finden müssen um glücklich und erfüllt zu sein (mehr über die Schaffung einer „Absoluten muss“-Liste weiter unten). Durch das nicht identifizieren dieser „Absoluten muss“-Eigenschaften und Qualitäten, die der von uns ausgewählten Liebespartner/-in unbedingt haben muss, gehen wir Beziehungen ein, die uns am Ende nicht befriedigen und erfüllen können, weil die andere Person uns die für uns wichtigen Dinge nicht geben kann. Dadurch beginnen wir den anderen Menschen automatisch zu ärgern, obwohl er/sie gar nichts dafür kann. Dies lässt einen Schneeballeffekt entstehen, der zu noch größeren Problemen führt.
Zum Beispiel, wenn Höhe etwas ist, das wirklich wichtig für Sie ist und Ihr Partner diese Mindesthöhe nicht erfüllt, so werden Sie auf Dauer damit Ihre gemeinsame Verbindung schädigen, denn unabhängig davon wie sehr sie versuchen mit dem „Nichterfüllen“ dieses Ihres Bedürfnisses klarzukommen, Ihr Partner/-in wird nie größer wachsen oder schrumpfen.
Sie werden im Leben immer wieder nur zufällige Ergebnisse erzielen, Ergebnisse die Sie in Wirklichkeit nicht wirklich so haben wollten, wenn Sie nicht in der Lage sind klar zu definieren, was Sie wirklich wollen. Identifizierung und ein Verständnis darüber was es ist, dass wir in einer Beziehung wirklich wollen, ermöglicht es uns klaren Absichten festzulegen, und in dem Sie das tun, kommen Sie der Verwirklichung Ihrer Wünsche näher.
Ermittlung Ihrer „Absoluten muss“
Hier ist sehr effektive Möglichkeit, die ich einst von Alison Armstrong gelernt habe, die Ihnen dabei hilft zu entdecken was die „Absoluten muss“-Eigenschaften/Qualitäten in Ihrem Partner/Ihrer Partnerin sind. Ich empfehle Ihnen mindestens 10 Minuten Zeit auf die folgenden Übungen zu verwenden, auch wenn Sie derzeit in einer Beziehung sind.
Nehmen Sie sich einen Stift und Papier zur Hand. Finden Sie einen Ort, an dem Sie nicht unterbrochen werden. Schalten Sie das Telefon, den Fernseher, den Computer ab.
Bereit? Los geht es:
Schritt 1. Das perfekte Bild
Auf einem leeren Blatt Papier listen Sie alle Qualitäten und Eigenschaften auf, die Ihr idealer Partner haben wird. Nach welchen Eigenschaften und Qualitäten sehnen Sie sich wirklich? Seien Sie kreativ und offen. Verwenden Sie einen Auflistung, aber keine ganzen Sätze. Listen so viele wie möglich auf und verwenden Sie dabei so viel Papier wie Sie benötigen.
Seien Sie so präzise wie möglich. Gehen Sie in Details wie physische Attribute, Werte, Lebensstil, Ansichten, Geld, spirituellen Überzeugungen, Persönlichkeitsmerkmale, Hobbys, Fähigkeiten, Alter, Gewohnheiten, Beruf, Geschmack, etc.
Bei den physikalischen Eigenschaften gehören Dinge wie Größe, Gewicht, Körperbau, Haarfarbe, ethnische Zugehörigkeit und alles was Sie wählen würden, wenn Sie sich Ihren idealen Partner selbst schaffen, könnten dazu.
Schritt 2. Mindestanforderungen (MA)
Mindestanforderungen sind Eigenschaften/Qualitäten, die Sie bei Ihrem Partner unbedingt benötigen und ohne diese werden Sie sich nicht wohl fühlen oder wirklich zufrieden und glücklich sein.
Gehen Sie durch die einzelnen Qualitäten/Eigenschaften aus Schritt 1 und testen Sie sie mit dieser Frage:
„Wäre ich lieber allein, als mit einer Person zusammen zu sein, die nicht diese (fügen Sie hier die Qualität oder Eigenschaft ein) hat?“
Wenn die Antwort „ja“ lautet, dann markieren Sie diese Qualität/Eigenschaft mit einem „MA“ neben der Qualität. Anderenfalls schreiben Sie nichts neben die Qualität/Eigenschaft.
Machen Sie sich keine Sorgen, wenn die Liste auf den ersten Blick oberflächlich oder lächerlich wirken mag. Ein Punkt auf meiner Liste ist „Sehr gute Tänzerin mit Rhythmus und Groove im Blut“, das mag wie eine triviale oder unwichtige Eigenschaft für einige Menschen sein, aber für mich ist es eine der wichtigsten Eigenschaften.
Denken Sie daran: Es geht nur um Sie und nicht um das was andere Menschen denken, das Sie auf Ihrer Liste haben sollten.
Schritt 3. Das Sichten Ihrer MA
Gehen Sie nun Ihre MA-Liste durch und bei jedem Element mit dem MA-Label, stellen Sie sich die folgende Frage:
„Wenn eine Person über alle anderen Qualitäten auf meiner MA-Liste verfügt, bin ich bereit auf diese Qualität zu verzichten?“
Wenn die Antwort ja ist, dann streichen Sie das MA bei dieser Qualität durch.
Der Auswahl-Prozess
Ich glaube, es ist von entscheidender Bedeutung unsere Erwartungen und die persönliche Beziehungsfristen (Beziehungsfristen = zeitliche Meilensteine, die uns wichtig sind für eine gemeinsame Zukunft) frühzeitig in der Phase des Kennenlernens zu verstehen und klar zu kommunizieren. Häufig begeben sich Menschen in eine Beziehung in der stillen Erwartung das ein Ereignis in der Zukunft, dass wichtig für die Person ist, rechtzeitig vom anderen Partner angesprochen wird, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, nur um dann festzustellen, einige Jahre später (und manchmal zu spät), dass es nie auf die Art und Weise funktionieren wird wie sie es erwartet haben. Einige häufig unausgesprochene Fragen dieser Art sind zum Beispiel Ehe, Kinder, finanzielle Ziele und manchmal auch die Stadt, in der Sie leben wollen.
Deshalb ist es wichtig, das Sie sich erst einmal selbst darüber klar werden in Bezug auf diese Art von Fragen. Machen Sie sich selbst klar welche Art von Engagement und welchen Grad an Verpflichtung Sie in einer Beziehung suchen, wie Sie sich zum Beispiel in Bezug auf gemeinsame Kinder fühlen und wie Sie leben wollen. Es gibt dabei keine falschen Antworten, aber sein Sie ehrlich und spezifisch, in Bezug auf das was Sie in der aktuellen Phase Ihres Lebens suchen. Reden Sie Ihrem neuem Partner nicht nach dem Mund in der Hoffnung ihn dadurch zu halten bis Sie selbst glauben zu wissen was Sie wollen. Wecken Sie keine Hoffnungen oder geben Sie keine Zusagen in Bezug auf Ehe, Familie, Kinder, gemeinsame Zukunft wenn Sie sich nicht selbst darüber im Klaren sind was Sie wollen. Denken Sie daran, dass jede gemachte Zusage und jedes gegebene Versprechen etwas ist, an dem Sie Ihr Partner messen wird und mit jedem gebrochenen Versprechen, mit jeder neu entdeckten Lüge und mit jeder Unehrlichkeit in Bezug auf die Beziehung zerstören Sie nur ein Stück mehr von der glücklichen Beziehung in der Sie sich vielleicht gerade befinden.
Machen Sie sich vor jedem neuen ersten Date klar, dass Sie dem anderen Menschen gegenüber ehrlich und aufrichtig begegnen werden in Bezug auf Ihre Erwatungen und Zeitfenster einer gemeinsamen Beziehung. Es mag Ihnen zu Beginn Angst machen und Sie fühlen sich vielleicht unangenehm bei dieser Erfahrung, aber im Laufe der Zeit werden Sie sich wohler fühlen und es wird weniger Probleme in Ihren Beziehungen geben. Und denken Sie nur an all die Zeit und die emotionale Energie, die Sie sparen und für schönere Dinge verwenden können, indem sie von Anfang an gemeinsam den klaren Weg gehen.
Eine Teilnehmerin eines Seminars, in welchem ich auf Wunsch der Teilnehmer am späten Abend eine Extrastunde zum Thema „Beziehungen“ gehalten habe, schrieb mir einige Monate später einen Brief aus dem ich Ihnen einen Teil veröffentlichen möchte:
„Anfangs fand ich es sehr eigenartig und nervenaufreibend an meinem ersten Date mit einem Mann offen über meine Erwartungen zu sprechen. Vor allem dann wenn ich mich zu den Männern hingezogen fühlte und sie mich äußerlich ansprachen, da sie möglicherweise in die andere Richtung laufen könnten und reiß aus vor mir nehmen könnten. Ich sagte mir das dies zu einem schockierenden Gespräch für die meisten Menschen beim ersten Date sein würde. Warum nicht einfach warten, bis Tag 5 oder 6, wenn ich weiß, dass er mich wirklich liebt? Die Antwort darauf wurde mir schnell klar, denn es wurde mir bewusst dass ich bis dahin mich emotional verbunden zu dieser Person fühle würde und mich in einer Situation wieder finden würde, in der ich entweder bereit war, meine Erwartungen herabzuschrauben und für weniger antrat in dieser neuen Beziehung, als das was ich wollte oder ich müsste Sie dann beenden. Es wäre also viel besser so früh wie möglich herauszufinden, wie die andere Person in Bezug auf meine Ziele und Zeitfenster reagierte und wenn sie so früh wie möglich wüsste was mir wirklich wichtig ist.
Ich war auf der Suche nach einen Mann um eine Familie zu gründen. Ich möchte ihnen sagen, dass ich heiraten wollte bevor ich 30 war und innerhalb von zwei Jahren Kinder haben wollte. Also entschloss ich mich meine Wünsche und Zeitfenster klar beim ersten Date zu äußern. Die Männer, die damit einverstanden waren blieben und die, die sich mit meinen Zielen und meinem Lebensentwurf nicht anfreunden konnten, gingen. Der Vorteil dieses Weges war, dass keine Gefühle verletzt wurden, jeder Früh genug wusste, woran er war und dadurch beide Seiten gewinnen konnten. Ich war erstaunt, wie positiv die Männer darauf reagierten und froh darüber waren, dass ich ihnen zu Beginn offen sagte, was ich mir vorstellte. Dadurch vermied ich viele Enttäuschungen und fand schließlich den Mann fürs Leben.“
Viele von uns haben sich in dieses Konzept verrannt die „eine Person“ zu finden, die für uns geschaffen ist. So verweilen sie in jeder Beziehung in der Befürchtung sie könnten den einen Menschen verpassen. Denken Sie nur an die Tatsache, dass es 6,8 Milliarden Menschen auf der Erde gibt. Ist es nicht sinnvoller anzunehmen, dass „die eine Person“ eher zu „die ein-hundert-tausend-Persen“ die zu Ihnen passen könnten werden? Ich glaube wirklich, dass es für jeden von uns eine unzählige Anzahl von passenden Menschen gibt, mit denen wir eine sehr erfüllte und glückliche Beziehung führen können. Es ist nur eine Frage der Filterung der potenziellen Partner bis wir einen von ihnen finden um glücklich zu sein.
Deshalb ist das rechtzeitige kommunizieren Ihrer Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen von entscheidender Bedeutung.
Beim Dating sollte es nicht darum gehen in Angst zu leben, dass vielleicht keine passendere Person vorbeikommt. Persönlich glaube ich, und viele Beziehungsexperten teilen diese Meinung in Ihren Büchern und Werken, dass es darum die Eigenschaften und Qualitäten zu identifizieren und zu ermitteln, die Sie benötigen in einem anderen Menschen und in einer Beziehung und dann so viele Menschen wie nötig zu „filtern“, bis Sie jemanden finden, der über alle wichtigen Eigenschaften und Qualitäten verfügt, die Sie benötigen um glücklich zu sein. Und umgekehrt natürlich auch.
Je klarer Sie Ihre Bedürfnisse in einer neuen oder bestehenden Beziehung mit Ihrem Partner kommunizieren (und nicht mit Dritten, die sowieso keinen Einfluss auf den Verlauf Ihrer Beziehung nehmen können – außer einen negativen), desto eher finden Sie wahres Glück.
Lieben Sie sich zuerst selbst
Wie ich bereits in der letzten Ausgabe der „Frage der Woche“ geschrieben haben, ist die Kunst sich selbst zu lieben nicht nur wichtig für die Heilung des Trennungsschmerzes, sonder auch bei der Suche nach der richtigen Liebesbeziehung. Wir werden andere Menschen nicht wirklich lieben können, so lange wir uns selbst nicht annehmen und selbst lieben – in einem gesunden Maß. Denn auch hier führt übertriebene Selbstliebe, so wie alle Extreme, zu mehr Schaden als Nutzen.
Eine weitere Betrachtungsweise dieses Themas ist folgende:
Stellen Sie sich einmal jede Person in einer Beziehung als einen separaten Holzstab vor. Wenn eine Person unabhängig ist und die andere ebenfalls unabhängig ist, dann ist es so das der eine Stock vertikal steht und der zweite Stock lehnt sich an der vertikalen Stock. Wenn der erste vertikale Stock sich nun horizontal bewegt, dann wird der zweite Stock automatisch schief liegen. Wenn jedoch zwei Personen in einer Beziehung unabhängig sind und trotzdem durch die Beziehung miteinander verbunden sind durch ihre gemeinsame Liebe, so ist es so als ob beide Stöcke senkrecht zusammen stehen. Wenn sie gemeinsam in ihrer Beziehung ihre Erfüllung finden, so werden sie zu einem größeren und stärker Stock sich vereinen und werden miteinander immer stärker sein als jeder Stock einzeln für sich. Wenn ein Stock sich nun horizontal bewegt, so wird der andere Stock sich automatisch mit ihm bewegen und es herrscht Harmonie und eben keine Schieflage.
Vergeben Sie Ihren Ex-Partnern
Wenn wir die ungelösten Fragen aus früheren Beziehungen, die sie in Ihrem emotionale Gepäck immer mit in Ihre zukünftigen Beziehungen mitnehmen werden, nicht loslassen können, so werden Sie Ihre neue Beziehung automatisch mit dem Negativen ins ich belasten. Die Praxis zeigt, das seinem Ex-Partner zu vergeben, dass er nicht alles erahnen konnte, was wir selbst nicht richtig kommuniziert haben und auch das Vergeben aller anderen Verletzungen dazu beiträgt die eigene Wahrnehmung zu befreien und zum Wohlergehen der neuen Beziehung beiträgt.
Sie können dies entweder real tun, in dem Sie die Ex-Partner anrufen oder ihnen einen Brief schreiben oder Sie bedienen sich eines buddhistischen Rituals und verbrennen Ihren Vergebungsbrief in einem kleinen Ritual und schließen in sich Frieden mit dem anderen Menschen.
Ein paar Worte über Sex
Für diejenigen unter Ihnen, die sexuell aktiv sind möchte ich auf eine Sache hinweisen. Wenn Sie einen Orgasmus haben, gibt es eine chemische Veränderung in Ihrem Körper. Ihren Körper setzt dabei ein Hormon namens Oxytocin frei, dass Sie emotional an die andere Person bindet. Wissenschaftler haben dabei festgestellt, dass bei einen Mann die bindende Wirkung dieses Hormons für 48 Stunden anhält. Bei einer Frau, hält die bindende Wirkung für ca. 14 Tage an.
Dies erklärt, warum manche Menschen eine Beziehung mit jemandem eingehen, der eindeutig eine schlechte Passform für sie ist, nachdem sie Sex mit dieser Person hatten, auch wenn es nur für eine kurze Zeit ist. Viel zu oft können aus solchen Situationen langfristige Beziehungen entstehen, die letztlich schlecht enden.
Beziehungsexperten empfehlen deshalb während des Dating- und Auswahlprozesses auf Sex zu verzichten, zumindest so lange, wie Sie sich nicht sicher sind das diese Person Ihre MA-Liste erfüllt. Oder wenn es für Sie nicht okay ist sich emotional an diesen Menschen für mindestens die nächsten 14 Tage zu binden.
Gleichzeitig zeigt uns diese hormonelle Reaktion unseres Körpers warum Beziehungen oft dann enden, wenn die gemeinsame sexuelle Aktivität abnimmt oder gar ganz aufgegeben wird.
Abschließende Gedanken
Die Menschen fragen sich oft: „Wo soll ich hin gehen, um eine solche Person zu treffen?“ Die logische Antwort darauf lautet, sich an einen Ort zu begeben, wo eine solche Person mit den Eigenschaften auf der Liste sich sehr wahrscheinlich aufhalten wird. Doch führt in der Praxis dies oft zu Enttäuschungen. Mein Vorschlag ist, sich durch die Übungen durchzuarbeiten, um mehr Klarheit darüber zu haben und zu bekommen, was Sie wirklich brauchen und die Art der Beziehung zu verstehen, die Sie wirklich wollen. Verbringen Sie dann Zeit damit sich darin zu üben sich „Selbst zu lieben“. Seien Sie während dieser Zeit aber auch offen für Ihren idealen Partner/-in. Sich selbst lieben bedeutet sich natürlich auch sich in sich selbst zu verlieben, aber es bedeutet eben auch die Wahrnehmung zu schärfen für das, was uns das Leben bringt. Entfalten Sie sich selbst und Ihr Potenzial und seien Sie offen für neue Ideen, die Ihnen das Leben liefert.
Wie bei allen Dingen des Herzens gibt es einen Bestandteil von Magie bei der Suche nach Liebe, den Sie nicht beeinflussen können. Es gibt keine Zufälle. Alles geschieht aus einem Grund. Liebe ist schön und unberechenbar. Das Beste was wir tun können, ist damit zu beginnen die herausragendste Person zu werden die wir sein können. Das Universum wird wissen, wann wir fertig sind, und wenn wir es sind, wird die wahre Liebe geschehen, unerwartet.
Herzlichst,
Ihr Coach Nuno F. Assis
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